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Alexander Czogalla

Ich freue mich sehr darüber, hier heute einen Artikel von David-Julian Rothaug zu unserem Köln-Treffen einstellen zu dürfen, den er für die Erd-Charta verfasst hat.

Das Männliche und die Erde 

Anfang April 2022 kam es in Magdeburg auf dem Frühjahrstreffen der Erd-Charta und der erdfest-Initiative zu einer folgenschweren Begegnung. Das gemeinsame Forschungsfeld lautete »Wege des Verlebendigens im Welthorizont«. Mit dabei waren unter anderem Mitglieder der Männergruppe »Männerpfade«, die bereits seit einigen Jahren bei den Erdfesten mitwirkt und sich regelmäßig im Kloster Nütschau trifft. Wer sich als Mann auf einem ökologisch-kulturtransformatorischen Treffen wie diesem umsieht, findet sich häufig als Teil einer Minderheit. Seit den 80er Jahren hat der Ökofeminismus den Diskurs stark geprägt, und auch wenn sein Anliegen stets war, alle Menschen, nicht nur Frauen, aus den Herrschaftsverhältnissen des Patriarchats und Kapitalismus zu befreien, so fällt doch auf, dass der weibliche Anteil in Ökobewegungen von ihren Anfängen bis Fridays for Future deutlich höher liegt. Entsprechend maßgebend sind die Erfahrungen und Perspektiven von Frauen, oder in jüngerer Vergangenheit von FLINTA*-Personen. Die Anwesenheit der Gruppe »Männerpfade« in Magdeburg änderte dieses Verhältnis und erweiterte die versammelten Narrative um eine in einem Männerkreis gereifte Perspektive, die zu Anfang nicht ohne Unsicherheit und Spannung im Raum stehen bleiben konnte. Doch im weiteren Verlauf des Treffens wuchs der Wunsch, mehr in einen Austausch darüber zu kommen, und es entstand die Idee, der männlichen Rolle im Erdfestwerden einen eigenen Forschungsraum zu widmen.

Fast ein Jahr später, vom 24.-26. März diesen Jahres, fand in Köln die erste Zusammenkunft dafür statt, ein Seminar mit dem Titel »Das Männliche und die Erde«. Vier Akteure, allesamt schon in Magdeburg vertreten, beteiligten sich an der Organisation und Durchführung des Seminars: Die Erd-Charta sorgte für Finanzierung, gute Unterkünfte für die Teilnehmenden und für deren erfolgreiche Koordination bei der Anreise. Die Gruppe bestand aus etwa 20 Menschen, das (binäre) Geschlechterverhältnis war in etwa ausgewogen. Vor Ort übernahm die Offene Kunstwerkstatt Köln Süd e.V. (OKKS) und stellte Räumlichkeiten, Material und Verpflegung. Außerdem gestalteten sie in Ko-Kreativität mit Hildegard Kurt von der erdfestOnitiative und den Männerpfaden das gemeinsame Programm. Das ko-kreative Gestalten wurde schnell selbst Inhalt und Leitfaden für des Seminar. In der Tradition Joseph Beuys sollten Selbsterfahrung, Erkenntnisgewinn und Kreativität (als revolutionäre Kraft) die gemeinsamen Tage formen. Um uns darauf einzustimmen, schauten wir am Freitagabend Ausschnitte aus Rüdiger Sünners Beuys-Film »Zeig deine Wunde« und tauschten uns anschließend über unsere Resonanzen aus. Außerdem besprachen wir einige seiner Konzepte, wie das innere Atelier und das Atelier zwischen den Menschen, die uns in unserem Forschen unterstützen sollten.

Am Samstag knüpfte Hildegard Kurt mit einer kulturwissenschaftlichen Einordnung der Situation der Menschheit daran an. Sie beschrieb uns an einem Epochenrand, an den Grenzen der bestehenden Systemlogik und vor der Notwendigkeit, mittels unserer Kreativität neue Formen des Erdebewohnens zu erfinden. Dafür zitierte sie den indischen Historiker Dipesh Chakrabarty, der darauf hinwies, dass eines der großen kulturellen Probleme, selbst in emanzipativen Bewegungen, darin besteht, die Ökonomie als Fundament zu betrachten, anstatt das Eingewobensein in die natürliche Umgebung. In seinem Buch »Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter« schreibt er, die einzige Chance unserer Zivilisation zu überleben bestehe darin, eine neue, ebenbürtige Beziehung zur nicht-menschlichen Welt einzugehen. Vor dem Hintergrund dieser zeitgeistlichen Herausforderung wendeten wir uns als nächstes dem Männlichen zu und der Frage danach, warum bei Initiativen wie den Erdfesten weniger männliche Akteure mitwirken. Im Wissen, dass schon der Begriff sehr kontrovers verhandelt wird, wurden alle Teilnehmenden eingeladen, auf das eigene Leben blickend folgenden Fragen nachzugehen: Im Blick aufs Männliche und seiner aktuellen Rolle in unserer Kultur, was wird ignoriert? Was wird versteckt? Und was wird verdrängt? Dafür nahmen wir uns je etwas Zeit, um uns im Anschluss in Kleingruppen über unsere Einsichten auszutauschen. Nach einer Pause führten Brigitte Maxrath-Enger und Annette Ronicke von der offenen Kunstwerkstatt das Programm auf sinnlich kreative Weise fort. Mithilfe von Lehm in unterschiedlichen Farbtönen gaben wir den Eindrücken des Vormittags Form. Jeder modellierte ein eigenes kleineres oder größeres Kunstwerk, die wir am Ende zusammentrugen, einander vorstellten und am nächsten Tag symbolisch für unsere Wünsche für die Erde dem Rhein übergaben. Den letzten Programmpunkt des Tages leiteten die Mitglieder der Männerpfade. Als ein konkretes Beispiel männlicher Beziehungspflege mit der Erde vollzogen sie mit uns zwei Rituale, die sie auf ihrem jährlichen Erdfest praktizieren: Die Bewegungsmeditation »Meditation der vier Himmelsrichtungen« des marokkanischen Psychotherapeuten Jabrane Sebnat und ein schamanisches Ritual zur Anrufung der vier Elemente, bei dem zumindest der Wind lebhaft Anteil nahm. Aber auch sonst wirkte die Natur als fünfter Akteur der Veranstaltung durch besondere Wetterwechsel oder als Resonanzraum für Teilnehmende immer wieder ins Seminar ein, so als spürte sie, dass es um sie ging.

Nach diesem inhaltsreichen Tag übernahm Hildegard Kurt am Sonntag Vormittag noch einmal die Leitung, um in einem Redekreis die Erfahrungen des Vortags auszuwerten. Hier kamen erstmalig die unterschiedlichen Betroffenheiten der Teilnehmenden in großer Runde miteinander in Kontakt. Und wie auch schon in Magdeburg blieb dieser Austausch nicht frei von Spannungen. Frauen sprachen von ihrer Arbeit und ihren Bemühungen im weiten Feld des Erdfestwerdens und ihren Wünschen, darin mehr männliche Unterstützung zu erfahren; Männer fühlten sich zu unrecht generalisiert und nicht gesehen in ihren persönlichen Bemühungen. In unserer kleinen Gruppe öffnete sich das große Feld der noch nicht versorgten Wunden rund um Gender und Geschlecht, und was eigentlich ein Abschluss werden sollte, wurde Ausdruck dafür, wie viel Bedarf es in unserer Kultur noch gibt, einander zuzuhören und die gegenseitigen Verletzungen anzuerkennen. Dennoch schloss sich in gewisser Weise ein Kreis, denn wie schon Joseph Beuys am ersten Abend in Sünners Film ausdrückte, sind wir unserer Lebendigkeit und damit der Erde vielleicht dann am nächsten, wenn wir einander unsere Wunden zeigen und es uns gelingt, dabei miteinander in Kontakt zu bleiben.

Zwei Monate später, beim Online-Nachtreffen des Seminars, bestärkten die teilnehmenden Akteure ihre Absicht, weiter miteinander in Kontakt zu bleiben. Köln war ein vielversprechender Anfang, aus dem sich, getragen durch das Interesse der Teilnehmenden, zwei Stränge fortsetzen: Die gemeinsame Erforschung der menschlichen Eingebundenheit in die Natur und ein heilsamer Dialog zwischen den Geschlechtern. Für Letzteren möchten die Akteure zukünftig aber sicherere und klar adressierte Räume schaffen, um sensibel mit dem umgehen zu können, was in diesem Feld noch Versorgung braucht. Neuigkeiten dazu und die Möglichkeit sich zu beteiligen sind auffindbar auf www.erdfest.org.

Über den Autor: David-Julian Rothaug, seit 2022 Mitglied des erdfest-Kernteams. Wanderstudent, angehender Erdenbewohner, regenerativer Kulturforscher, Gestalttherapeut i.A. Seit Jahren unterwegs mit Fragen nach (m)einer gesunden Männlichkeit und einer Kultur, in der die Würde und Lebendigkeit von Menschen und Nicht-Menschen gemeinsam gehütet und gefeiert wird. Mein Schreiben spiegelt meine aktuelle Perspektive wieder. Diese ist im Prozess und hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Der Ausdruck meines Erlebens ist ein Versuch, anderen die Möglichkeit zu geben, davon zu erfahren und in Kontakt damit zu gehen.