evolve Magazin und emerge bewusstseinskultur e.V.
Wir unterstützen die ERDFEST-Initiative mit unserem evolve Magazin seit dem Beginn, denn wir fühlen uns dem Anliegen, Lebendigkeit in eine tiefere Erfahrbarkeit zu bringen und miteinander zu teilen, sehr verbunden. Wir schätzen es sehr, wie Hildegard Kurt und Andreas Weber hier versuchen, ein neues Verständnis im Hinblick auf Umweltschutz oder Klimaaktivismus zu wecken. Die Erdfeste eröffnen Erfahrungsräume, in denen Natur nicht ein Gegenüber oder Objekt ist, sondern wir in der unmittelbaren Erfahrung des Natürlichen mehr und mehr spüren können, dass wir selbst diese Lebendigkeit sind. Es ist ein Verständnis menschlicher Identität in Ungetrenntheit und Verbundenheit, das auch für die Arbeit in unserem Verein emerge bewusstseinskultur e.V. zentral ist. Da wir vor allem Angebote zu Meditation und Dialog machen und diese sehr häufig im Rahmen von Video-Konferenzen, waren die äußeren Beschränkungen der Pandemie für uns wie ein besonderer Wink, uns in diesem Jahr aktiv mit einem eigenen Erdfest einzubringen zum Thema »Lebendigkeit als Ganzes erfahren«.
Die Lebendigkeit des Lebens gemeinsam erfahren, in geschlossenen Räumen sitzend, durch Technologie miteinander verbunden? Für Menschen, die das noch nicht ausprobiert haben, mag ein solches Experiment vielleicht verwunderlich erscheinen. Doch die Erfahrungen, die wir mit einer Gruppe von 15 Menschen in zwei Stunden der Meditation und einer Stunde des Dialogs im Rahmen einer Videokonferenz machen durften, sprechen ihre eigene Sprache.
Getragen von einem Auszug aus dem Buch »Am Ufer des Lebens« der spirituellen Aktivistin Vimala Thakar, der subtil das Lebendige im menschlichen Bewusstsein anspricht, haben wir die erste Meditation gestaltet. Die zarten Worte, mit denen Thakar vergegenwärtigt, wie der Hauch des Windes oder das Sprudeln einer Quelle nicht allein äußere Phänomene sind, sondern auch in uns und durch uns wirken, ebneten uns den Weg in ein tieferes Loslassen und machten uns durchlässiger für dieses Wunder des Lebendigen. »Du wirst dir bewusst, dass du organisch in jedem Augenblick mit dem ganzen Universum verbunden bist«, so Thakar. In der Stille näherten wir uns dieser Erfahrung an, ließen uns von ihr ergreifen und durchwirken.
Am Beginn der zweiten Stunde unserer Meditation hörten wir gemeinsam den Chant »Sunarai«, gesungen von den Schamanen Metsa und Kapomo. Dieses Ikaro, wie die Schamanen ihre Gesänge nennen, ist ein Mantra für die Spirits der Pflanzen, und es lädt dazu ein, die Lebendigkeit des Lebens mit all unseren Sinnen in all unseren Zellen wahrzunehmen und den Raum zu spüren, der alle Lebewesen in dieser Vibration verbindet. »Höre den Herzschlag – deinen eigenen und den der Welt«, so Metsa. Es war spannend, in der Meditation auf sehr feine Weise zu spüren, wie sich hier etwas zu synchronisieren begann und unsere gemeinsame Anwesenheit und Präsenz in etwas Größeres gezogen wurde. Es sind Erfahrungen, die dem Verstand nicht zugänglich sind. Und doch, im Moment, in dem sie sich einstellen, ist da ein tiefes Erkennen, dass wir genau diese ungetrennte Lebendigkeit auch selbst sind.
Es ist immer wieder faszinierend, wie viel sich in geteilter Stille öffnet, ja wie wir durchlässiger werden und freier von den Trennungen, mit denen wir dem Leben üblicherweise begegnen. Im anschließenden Dialog durften wir erleben, wie dieses feinere Spüren zwischen uns auch in unseren Worten zum Vorschein kam. Wir haben nicht über die Natur gesprochen oder unsere Um- und Mitwelt. Eher war es, als beginne das Lebendige durch uns zu sprechen und damit auch immer mehr in jedem und jeder von uns zu leben. Es war eine geteilte Erfahrung, die auch nach dem Erdfest noch weiter schwingt, ja eigentlich immer gegenwärtig ist. Und wir können uns ihrer jederzeit bewusst werden.
Nadja Rosmann