Zur Initiative

Wie kann ein Modernisierungsprojekt für »realistisch« gelten, das seit zwei Jahrhunderten »vergessen« hat, die Reaktionen der Erdkugel auf die menschlichen Aktionen vorauszusehen?
Bruno Latour

In einer Welt, deren Lebendigkeit zusehends verarmt, schlägt die erdfest-Initiative (seit 2018) vor, mit den an vielen Orten zeitgleich gefeierten »Erdfesten« eine neue kulturelle Allmende zu schaffen: ein Gemeingut für nachhaltige Entwicklung und für den Schutz biologischer Vielfalt – kurz ein Fest der Lebendigkeit.
 
An drei Tagen im Frühsommer laden Erdfeste dazu ein, unsere Existenz auf und mit der lebendigen Erde vertieft wahrzunehmen, zu bestaunen, zu feiern. Hieraus kann Inspiration für eine echte, auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung zur lebendigen Mitwelt erwachsen. Mittelfristig könnten die Erdfeste im Frühsommer wie kleine Akupunkturpunkte transformierend auf das ganze Jahr ausstrahlen – auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Denn eigentlich ist jeder Tag der beste, um »erdfest zu werden«. Jeder Augenblick kann ein Erdfest sein.
 
Die jüngsten gemeinsamen Erdfeste waren vom 17.-19. Juni 2022

 

2019 wurde erdfest als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Sonderwettbewerb »Soziale Natur – Natur für alle« ausgezeichnet.

Aktion gemeinsam mit der Erd-Charta-Initiative zu den Erdfesten 2022: PDF Icon Pflanze einen Baum und widme ihn der Verwirklichung einer lebensfördernden Welt.

Der erdfest-Initiativraum

In jüngster Zeit entwickelt erdfest sich verstärkt auch zu einem »Initiativraum«, in dem gemeinschaftlich, in diversen Kooperationen erkundet wird: Wie kann die lebendige Mitwelt, in der Moderne zum Ding degradiert, neu zu einem Du werden? Wie lernen wir, mit ihr zu kommunizieren? Was würde es bedeuten, die Sphären des Sozialen und des Rechts über uns Menschen hinaus auf alle Lebewesen auszuweiten? Wie können wir neu in Beziehung treten – in einer von Beziehungsschwund geprägten Welt? Aktivitäten dazu findest du unter Der Initiativraum.

Synergien schaffen und gemeinsam etwas bewirken

Zu den Partnern von erdfest zählen neben zahlreichen weiteren die Cocreatio-Stiftung für Kooperation und kollektive Entwicklung, die Deutsche Gesellschaft des Club of Rome, die Ökumenische Initiative Eine Welt, die Alanus Hochschule, das World Future Council, die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU), der Demeter-Verband und Slow Food Deutschland. Gemeinsam das Lebendige feiernd, schaffen wir Vielfalt, Fülle und Synergien.
 

Hintergrund und Förderung

In ihrer ersten Phase (2018–2019) wurde die erdfest-Initiative vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Ausgangspunkt hierfür waren namentlich die »Naturbewusstseinsstudien« des BfN:  

Während dieser Zeit umfasste erdfest auch einen Dialogprozess mit Kommunikations- und Lernangeboten für Naturbewusstsein in ausgewählten Personenkreisen. Zielgruppen waren (I) für die Agrarlandschaft relevante Akteur*innen und (II) und junge Leute zwischen 18 und 29 Jahren.

Nachdem die Cocreatio-Stiftung für Kooperation und kollektive Entwicklung die Erdfeste 2020 gefördert hatte, hilft sie dankenswerterweise seit Anfang 2021, den erdfest-Hütekreis aufzubauen.

Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der Nachhaltigkeitsforscherin Hildegard Kurt zusammen mit dem Biologen und Philosophen Andreas Weber.

In einer Welt, die an Beziehungsschwund leidet, unterstützt erdfest ein bewusstes In-Beziehung-Treten als zentrale Strategie einer innovativen Naturschutzpolitik und -praxis.