Göttingen im Wandel e.V.

Jetzt ist das Bäumchen in der Erde! Foto: Katja Urbanski

Am Sonntag, den 19. Juni, kamen wir in kleiner Runde zu unserem diesjährigen Erdfest zusammen. Auf dem Gelände, auf dem meine Pferde und Esel leben, pflanzten wir mitten auf die Weide eine Hainbuche – einen der Setzlinge, die die Erd-Charta-Initiative für die diesjährigen Erdfeste gespendet hatte. Möge sie eines Tages Schatten für die Tiere spenden. Das winzige Bäumchen mutete wie ein Baby an und weckte mütterliche Gefühle bei uns. Nachdem es gründlich angegossen worden war, sang ich ein Lied, das davon handelt, dass ich die Stimme der Erde höre, die meinen Namen ruft und mich aufruft zu lauschen. Für danach war eine Schweige-Viertelstunde verabredet worden, in der wir nur horchten. (Da waren nicht nur Naturgeräusche oder Stille zu hören, sondern auch sehr lautes Hundegebell und Stimmen vom Weg).

Ein Mann aus der Runde hatte eine Flöte mitgebracht und kleine Rhythmus-Instrumente, sodass wir vom Horchen in ein gemeinsames Musizieren hineinfanden, was sehr schön zusammenklang, vielleicht weil wir so auf das Horchen eingestimmt waren. Ob es wohl auch dem Bäumchen gefallen hat?

»Was bedeutet Lebendigkeit für dich?« Das war die Frage für die anschließende Runde. Dass alles, was leben will, sein darf und dazugehört, auch, wenn es vielleicht erst einmal stört; dass es nicht berechenbar ist; dass es auch sterben kann; dass es auch eine ewige, unsterbliche seelische Dimension hat; dass es unendlich tief und hoch ist und verbunden mit etwas viel Größerem, das ein Geheimnis bleiben wird; dass es bewertungsfrei ist und etwas mit Lebensfreude zu tun hat – dies ist mir in Erinnerung geblieben. Es wurde natürlich viel mehr gesagt, auch über das Erlebte beim Lauschen. Für mich wurde die Frage durch diese Runde nicht beantwortet, sondern neu geöffnet. Was wohl das Bäumchen unter Lebendigkeit versteht?

Helgard Greve

Das kleine Bäumchen weckt bei uns mütterliche Gefühle. Foto: Katja Urbanski