Kreuterey – Gartenbaubetrieb

Mittsommerblume Königskerze. Foto: Christina Wolff

Bei uns ist alles anders gekommen. Selbst unser Vorhaben, am Mittsommertag bei Sonnenaufgang in die Havel zu springen und zu singen, ist dank des großen Regens (wir sind sehr froh darüber) ins dringend erbetene Wasser gefallen. Obwohl wir also noch kein Erdfest gefeiert haben, ist der nachstehende Text eine Rückmeldung. In Gedanken war ich an jenem Wochenende immer wieder bei den Erdfesten. Möge es eine Vielzahl inspirierender Feste gewesen sein.

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Wir haben unser Erdfest verschoben – aus Naturschutzgründen, worum mich eine Freundin bat, wegen der jungen Schafstelzen und Braunkehlchen und Kiebitze. Ich habe das natürlich verstanden, der heilige Platz, an dem ich dieses Fest feiern wollte, ist aus vielerlei Gründen heilig. Dabei habe ich zweierlei bemerkt:

Was passiert mit den heiligen Plätzen in der Landschaft, wenn wir an ihnen keine Feste, keine Lobpreisungen mehr feiern, um sie vor uns selbst zu beschützen? Sind sie dann noch heilig, heilende Orte in der zerwirtschafteten Landschaft? Was macht das mit uns und unserer Verbundenheit mit dem Ort, mit dem Land, dem lebendigen Erdboden?

Mittsommer, das Land flimmert in der schwülen Hitze des Tages über den staubigen Wegen, es ist die Hoch-Zeit des Jahres, ein Fest der Sonne, des Lichts und ein Fest der Verwobenheit mit dem ganzen Kosmos. In diesen Tagen spüre ich kaum den erdigen Sound, der mich mit dem Mutterboden verbindet. Es ist ein luftiges, vibrierendes Fest des Atems der Erde, des Geistigen, in dem wir leben, schweben, tanzen. Nicht zum ersten Mal spüre ich, dass ich dieses uralte Fest bei sich belassen möchte. Und das Erdfest?

Das passt für mich besser in die Zeit des Schnitterfestes, in den Frauendreißiger oder, um im Lauf des Sonnenjahres weiter zu wandern, am allerbesten an den Tag der Tag- und Nachtgleiche. Diese Zeit ist voll mit dem erdigen Sound der Verwurzelung mit dem Land, dem Lauf der Zeit, mit dem Rückblick, woher wir kommen und mit der Vision, wohin wir gehen wollen. Es ist die Zeit des Erntedankes.

So hat meine anfängliche Enttäuschung, das Erdfest jetzt absagen zu müssen, den Raum geöffnet für das  oben beschriebene Nachdenken. Auch für Demut und Respekt für den besonderen Ort. Wir werden unser Erdfest diesmal im September feiern.

Christina Wolff

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