Netzwerk Naturpädagogik Darmstadt e.V.
Als Mitglied des Netzwerk Naturpädagogik Damstadt e.V. berichte ich von einem »anderen« Erdfest – anders deshalb, weil ich die Anliegen des Erdfestes in mein Geburtstagsfest mit Spendenaktion eingebunden habe. Das ist auch gelungen, trotz der etwas herben Temperaturen war es ein ausgelassenes, entspanntes Fest, das von Freitag abend bis Sonntag Nachmittag ging.
Mein vordergründiges Ziel war, ganz bewusst Menschen anzusprechen, die von sich aus eher einen Bogen um Nachhaltigkeitsthemen machen und aufzuzeigen: Das Ganze geht auch ohne Moralisiererei, ohne mahnenden Zeigefinger! Wir feiern ein rauschendes Fest, haben riesig Spaß und verursachen trotzdem so gut wie keinen Müll, und es landet nichts von dem guten Essen im Abfall. Wurst vom regional wirtschaftenden Metzger (da ist der Odenwald gut ausgestattet!), gegrillt auf der Holzasche des Lagerfeuers (keine gekaufte Grillkohle), die mitgebrachten Salate (in Tupper bzw. Schüssel mit Deckel ohne Alu drauf), Getränke ausschließlich in Glasflaschen, das Bier aus der Region. Sitzmöbel haben wir aus den vorhandenen Paletten gebaut, der Bauer im Ort war eingeladen und hat zusätzlich Strohballen mitgebracht. Keine Geschenke, kein Geschenkpapier. Das hat tatsächlich geklappt! Auf Servietten und Einweggeschirr wurde verzichtet, allerdings: Es gab Pappteller! Die lagen seit Jahren originalverpackt in meinem Schrank und niemand weiß mehr, wer sie wann wofür mal gekauft hatte. Das war wirklich so, und da haben wir sie nun benutzt. Sonst ist nichts angeschafft worden, die Meister der kreativen Improvisation haben bei der Schaffung einer Party-Zone ganze Arbeit geleistet. Die Scheune mit der Wiese davor bot natürlich auch ideale Voraussetzungen. Gitarre wurde viel gespielt, es gab auch Charts-Musik vom Band. Es gab Kerzen und Feuer, aber auch ne Diskokugel und Lichterketten ... Die Gegensätze verbinden, Tabus einfach brechen, darum ging es auch! Das hat was Verbindendes, Fronten Aufbrechendes ...
Hier ging es also weniger um spirituelle Themen sondern mehr um vielschichtige Erfahrungswerte: Man kann ein ganz normales Fest nachhaltig und mit wenig des üblichen Brimboriums feiern. Das geht ohne Riesenzusatzaufwand und – wichtig! – ohne Spaßverlust. Und es kostet nicht mehr, ganz im Gegenteil, man kann so richtig preiswert feiern! Das war ein zentrales Anliegen, auch mit diesem Vorurteil »ich kann mir Umweltschutz gar nicht leisten« aufzuräumen.
Mit den ausgelegten Flyern/Informationen und sich ergebenden Gesprächen ist es vielleicht gelungen, Menschen erstmalig mit Naturschutz- und Gemeinnützigkeitsgedanken zu erreichen, wenn sie merken: Das ist alles gar nicht so abgehoben und kompliziert! Und: Ich habe mich voll wohlgefühlt auf diesem Fest, ich will das auch so machen. Wenn das erreicht worden wäre, wäre das wundervoll.
Die meisten Bürger befassen sich mit Nachhaltigkeit/Umweltschutz leider gar nicht oder nur mit Widerwillen. Zu oft haben sie sich bevormundet und mit mahnendem Zeigefinger moralisiert gefühlt. Da gibt es mittlerweile auch viel Trotz. Als »Zaunreiterin« zwischen gesellschaftlichen Welten erlebe ich immer wieder eine Kluft in unserer Bevölkerung: Da gibts die »Ökos«, die »Spiris« oder wie auch immer die verschiedenen Vertreter und Anhänger von Erdschutzbewegungen und reformierten Lebensformen bezeichnet und auch gerne belächelt werden und eben die anderen, die »Spaßbürger« und die »Ottonormalverbraucher«.
Diese müssen wir erreichen, wenn wir wirklich was bewegen wollen. Denn das ist der größere Teil der Bevölkerung. Einige darunter sind durchaus offen für nachhaltige Lebensweisen, aber mit dem spirituellen »Beiwerk« schreckt man sie eher ab: »dem lebendigen Sein neu auf die Spur kommen ...«, »sich neu damit verbinden ...« Sorry, wenn ich das so sage, aber damit »vergraulen« wir ca. 85 % der Bevölkerung. Das Ganze muss wesentlich bodenständiger und bürgernäher aufgezogen werden, um wirklich eine breitere Masse zu motivieren, sich einzuklinken. Mit der bisherigen Gangart sprechen wir wirklich nur Menschen an, die ohnehin schon tief in den Erdthemen verwurzelt sind. Diese Menschen aber brauchen keine bundesweit organisierte Erdfestbewegung! Von den Flyern und Infomaterialien ist auf meinem Fest nicht viel mitgenommen worden, was ich darauf zurückführe, dass ein Teil der Leute das meiste schon kannte und die anderen sich nicht wirklich interessiert haben ... Also auch Ausdruck dieser Kluft. Da ist noch ein langer Weg zu gehen.
Und deshalb steht die ERDFEST-Initiative meiner Auffassung nach da vor einer Entscheidung: Reicht es uns, unter uns zu bleiben und uns in einem neu gesteckten Rahmen mit bekannten Themen neu zu beleben, oder wollen wir wirklich etwas in Bewegung bringen, also richtig viele Mitbürger motivieren? Im ersten Fall kann man es gerade so wie in diesem Jahr auch nächstes Jahr machen. Im anderen Falle muss ganz anders vorgegangen werden.
Gabriele Raven