DIE BODEN SCHAFFT und der interkulturelle Gemeinschaftsgarten Allmende Kontor in Berlin
Endlich Regen! Die Erd- und Gartenbewohner*innen haben sich gefreut und ihr Erdfest ohne die meisten Gärtner*innen gefeiert. Die blieben nämlich lieber zu Hause, kein Wunder, mussten sie doch in den letzten Wochen wegen der anhaltenden Hitze und Dürre viel mehr gießen und die Wassertanks auf dem Feld auffüllen als sonst. Ein paar Feiernde haben sich trotz des Regens eingefunden, Kompost geerntet, Sekt getrunken und selbstgemachten Kuchen und Käseröllchen mit unseren Gästen gegessen. Und wir hatten ausreichend Zeit, uns dem Leben im Kompost etwas genauer zu widmen. Besonders gefreut hat uns der Besuch des Studienprojekts Floating University und einiger Leute aus dem Erdfest-Kernteam.
Im Vorfeld des Erdfests hat mich allerdings überrascht, wie schwierig es für viele Menschen ist, sich einer neuen/anderen Kultur des Feierns anzuschließen. Selbst Leute mit viel Toleranz gegenüber anderen Kulturen sind nicht ohne weiteres bereit, ein Fest zu feiern, dessen Anlass sie nicht genau kennen oder verstehen oder das nicht 100%-ig ihrem Geschmack entspricht. Es war nicht einfach, die Ziele und Schwerpunkte des Erdfestes auf dem Tempelhofer Feld zu vermitteln und ein cooles Event daraus zu machen.
Obwohl mir die ERDFEST-Idee richtig erscheint, glaube ich nicht, dass es den Leuten in meinem Umfeld an »Gefühl« mangelt, sondern eher an Unterstützung bei ihren konkreten Problemen. Mit den Folgen des Klimawandels, der Hitze, Trockenheit und Bodendegradation und dem zusätzlichen Organisations- und Arbeitsaufwand werden wir Gärtner*innen weitgehend alleine gelassen. In diesem Jahr war es uns bisher nicht einmal möglich, eine Baugenehmigung (bzw. eine Ausnahme davon) für unser Dach zu erhalten, ohne das wir uns bei dieser Witterung gar nicht länger im Garten aufhalten, geschweige denn eine mehrstündige Veranstaltungen am Hotspot Tempelhofer Feld durchführen können. Diese - ursprünglich für das Erdfest ins Auge gefasst - musste deshalb abgesagt werden. Da wir auch selbst für die Feste aufkommen müssen, kann es schon sein, dass sich der eine oder die andere auch fragen, worin denn der eigentliche Anlass zum Feiern besteht. Dies nur als Überlegung zum geplanten ERDFEST-Dialogprozess.
Martina Kolarek