DIE BODEN SCHAFFT und der interkulturelle Gemeinschaftsgarten Allmende Kontor Berlin
Touch me, I´m hot!
Es war das erste Erdfest bei gutem Wetter. Die Stimmung war hervorragend, und der Kompost, den wir vor einer Woche aufgesetzt hatten, heiß. Viele hatten an diesem wunderschönen Gartentag die Gelegenheit genutzt, die lebendige Energie eines Heißkomposts mit ihren eigenen Händen zu spüren.
Es sind die Bodenmikroorganismen selbst, die allein durch ihre Aktivität Wärme erzeugen. Im Gegensatz zur Vergärung, Verbrennung und Pyrolyse, die alles Leben vernichten, werden im Heißkompost nur die nicht erwünschten Beikrautsamen und krankmachenden Keime abgetötet. Bodenmikroorganismen sind hervorragend an diese Temperaturen angepasst und höhere Bodenorganismen können in die kühleren Bodenschichten flüchten, wenn ihnen der Kompost zu heiß wird. Nach einer Woche ziehen sie wieder in den Haufen ein, um die Humifizierung zu vollenden. Ein biologischer Kompostierungsprozess dauert mindestens drei Monate. Ein Boden ohne Humus ist tot.
Was ich und vielleicht auch andere in dieser von einem einzigen pathogenen Keim verursachten Weltkrise besonders eindringlich empfunden haben, ist die Ungeheuerlichkeit, mit welcher Selbstverständlichkeit wir in unserer Industriegesellschaft Lebensraum und Nahrung für menschliche und nicht-menschliche Lebewesen vernichten. Mit dem neuen Abfallwirtschaftsgesetz 2020-2030 sollen in Berlin alle gesammelten Bioabfälle weiterhin vergärt und verbrannt werden.
Martina Kolarek