Renatus Derbidge in Schottland

Wir feiern »Erdfest«, um erdfest zu werden und um Feste zu erden. Damit versuchen wir unsere Haltung im Jahreslauf zu verankern und bewusst zu machen, als Geste des Gebens und Nehmens in einer Ko-evolution des Menschen mit der Erde – individuell und gemeinsam. Foto: Renatus Derbidge

Für unser erstes Erdfest hatten wir auf Samstagabend, den 20. Juni, ein paar Familien eingeladen – wegen des »Lockdown« in Schottland höchst illegal. Da wir aber ein großes Gelände haben und in Schottland das »Jedermannsrecht« gilt – Privatland darf jederzeit bewandert werden –, gibt es eine »Grauzone«.

Geplant war so Einiges, doch dann war Sturm vorhergesagt und viel Wasser vom Himmel später am Abend. So wurde das Fest zu einer Pizza-Kinder Party in unserer Gemeinschaftsküche. Zwischen vollen Mündern und Sätzen, Lauschen zu Gitarre und Stimme.

Und als der mild-warme, aber alles durchblasende Wind kurz nachließ, gingen wir raus, um ein Feuer zu entzünden. Birken, Hazel, Weiden und viel Schlehensträucher, Reste von der Winterarbeit waren zu einem haushohen Berg aufgeschichtet. Zu meinem Erstaunen, ließ sich das Holz trotz heftigem Wind gut entzünden, und rasch war der ganze Haufen von den Flammen erfasst. Wo solch ein Asthaufen im Jahr zuvor die ganze Nacht brannte und noch lange in den nächsten Tag hinein wärmte, sorgte der Orkan für ein kurzes, intensives Vergnügen. Die Kinder tollten auf der Blumenwiese, unsere Kleine spielte mit dem Hund, die Eltern redeten angeregt. Alle Gesichter glühten, von der Hitze des Feuers, dem Wind, dem Glück.

Als der Sturm den Regen brachte, ließen wir das Erdfest erfasst sein, zerstreuten uns in alle Richtungen und gaben uns dankbar und vertrauensvoll in unseren Betten der kürzesten Nacht des Jahres hin.

Renatus Derbridge  

Foto: Renatus Derbidge

Foto: Renatus Derbidge

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Renatus Derbidge