VHS-Bildungswerk GmbH, Barby/Glinde

»Pflanze einen Baum und widme ihn der Verwirklichung einer lebensfördernden Welt«: Unter diesem Motto stiftete die Erd-Charta-Initiative Hainbuchen-Setzlinge für die Erdfeste 2022. Foto:

Wir sind eine Einrichtung für traumatisierte Kinder. Eine Ansprache eröffnete unser Erdfest 2022:

Guten Tag!
Ich darf Sie und Euch alle ganz herzlich begrüßen.
Wir möchten heute unsere Zukunft feiern: in Form unserer Erde und in Gestalt unserer Kinder!
Zu Beginn möchte ich Euch eine Geschichte erzählen:
Als Kind hasste ich Frösche! Damals verbrachte ich viel Zeit bei meinen Großeltern, die einst südlich von Wolfenbüttel 100 Meter von dem Fluss Oker entfernt lebten. Als Kind rebellierte ich oft und war entsprechend wütend – und ließ das an den Fröschen aus. Mit Steinen, Flaschen oder Holzstöcken, die ich an der nahen Holzhandlung fand, warf ich nach ihnen. Mein Verhalten ging über einige Jahre so, ohne dass ich damals schon mein Verhalten reflektieren konnte.
Zurück in die Zukunft: Als es nicht so recht weiterging mit der Verwirklichung des Erdfestes in Glinde, sagte mir die Mitinitiatorin der erdfest-Initiative Hildegard Kurt, lass das Erdfest doch in eurer Einrichtung stattfinden. Sie meinte, so ein Fest wäre genau das Richtige für eine Einrichtung, in der traumatisierte Kinder leben. Frau Ronja Muth, die Leiterin der Einrichtung, nahm diese Idee begeistert auf. Fast alle Kinder erleben heutzutage sehr viel Trauer und Schmerz!
Ein Trauma (griech.: Wunde) ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die von der betreffenden Person nicht bewältigt und verarbeitet werden kann. Es ist oft Resultat von Gewalteinwirkung – sowohl physischer wie psychischer Natur. Bildhaft lässt es sich als eine »seelische Verletzung« verstehen.
Und geht es unserer Erde nicht ähnlich?
Nur weil die Erde nicht die Sprache des Menschen spricht, heißt das doch nicht, sie könne nicht hören und nicht empfinden! Sehr wohl spricht die Erde die Sprache der Natur – nur verstehen wir sie offenbar nicht oder wollen sie nicht verstehen!
Mir fällt es schwer nicht dazwischen zu funken, wenn die Kids auf Wildkräuter mit Stöcken einschlagen oder auf ein Insekt treten. – Dann denke ich an meine Wut auf die Frösche und kann das Verhalten der Kinder halbwegs einordnen.
Vielen Dank, dass ihr, das Sie heute zum Ankerplatz gekommen seid, um mit uns die Erde zu feiern. Danke!

Daneben befanden sich zwei aufgebaute Experimente: Ein Experiment zeigte anschaulich, dass von 100 % des auf der Erde zur Verfügung stehenden Wassers nur 0,2 % sauberes, sofort verfügbares Trinkwasser ist. Das andere Experiment zeigte anhand von zwei Gläsern und einer Glasschüssel, wie das Treibhausgas Kohlendioxid nur noch partiell durch die Atmosphäre entweichen kann.

Es war ein interessanter Nachmittag, die Kinder und Betreuer*innen hatten viel Spaß. Der einzige Wermutstropfen war, dass bei der Hitze nur wenig Menschen von außerhalb den Weg zu uns fanden. Offenbar reichte die Werbung nicht aus dafür. Dennoch war die Ausrichtung für mich ein spannendes Erlebnis.

Christof Görlich

Für unser Erdfest teilten wir den Garten in zwei Standorte auf. Um unsere Geräte- und Fahrradschuppen baute ich einen Info-Stand auf. Dort fanden sich Flyer von Peta, Aktion Agrar, Mantahari, Weltrad-Manufaktur, Erd-Charta. Foto: Christof Görlich
 

Der zweite Standort befand sich auf der schattigen Seite (33 Grad) unseres Hauses. Dort bauten wir ein Bufett auf mit folgenden Leckereien: Holunderpudding, Brennnesselbrot, Margarine-Bärlauch-Creme, Bärlauchpesto, Löwenzahnhonig, Maiwipferlhonig, Karottenkuchen, Lupinenkaffee und Wildkräutersmoothie (u. a. mit den Blättern vom Spitzwegerich, Brombeere, Löwenzahn und Brennnessel). Foto: Christof Görlich
 

Am Schuppen befestigte ich ein Poster der Erdcharta und ein Nabu-Poster über Müll im Meer! Foto: Christof Görlich

Link zur*m Initiativträger*in: 
VHS-Bildungswerk GmbH, Barby/Glinde