wundersam – Wirkstatt zur Erforschung der Sprachen der Natur

Die Sommersonnwende trägt, wie der kürzeste Tag, die Wintersonnwende, einen kostbaren Schlüssel in sich. Denn tags darauf beginnt das Umblättern der Jahreszeiten. An diesem Schlüsseltag haben wir gesehen und wurden gesehen. Foto: Michael Schels

2018 beteiligte sich wundersam am Erdfest mit einer Naturform- und Klanginstallation in einer leeren Industriehalle auf AEG in Nürnberg. 2019 nahm wundersam mit einem dreitägigen Programm und vielen Beteiligten in einer Nürnberger Kulturkirche teil. In diesem Jahr wollten wir uns nicht in menschengemachte, umbaute Orte begeben, sondern in einen Lebensraum der Natur. Wir wählten Barbaras Heimat, das Nördlinger Ries – ein aus kosmischen Kräften entstandener Meteoritenkrater mit mächtigen Ausstrahlungen und vielfältigen Schwingungsfrequenzen.

Auf der Suche nach dem passenden Fleckchen Erde durchstreiften wir das Ries einige Tage und erlebten Landschaft und Natur bei starken Wetterumschwüngen in vielfältigen Stimmungsbildern. Unsere suchende Blickweise veränderte sich, die Augen folgten einem Ruf, plötzlich zeigte sich am Horizont ein abgeschiedener Lebensraum der Natur. Ein von Eichen umsäumter, kaum sichtbarer, steiler Berghang mit Kalksteinfelsen über einem Flusstal, mit weitem Blick in die Riesebene, hat uns ganz leise gerufen und willkommen geheißen. Beim steilen Aufstieg fühlten wir uns stark nach oben gezogen und stießen auf eine alleinstehende Eiche mit großer, stiller Ausstrahlung.

Eine Woche später, am Tag der Sommersonnwende, kamen wir als kleine Gruppe wieder, begrüßten die Wesenskräfte des Naturortes und begaben uns in die Stille. Als unsere Denkersteinchen allmählich zur Seite rollten, erschien ein Rotmilan und zog am Himmel seine Kreise. Herzenswünsche und Weltbitten kamen ins Fließen und wir flochten sie in weiße Bänder, die wir der warmharzigen, anmutigen Eiche übergaben. Sie bewegten sich zart im Wind, so wehten unsere Wünsche hinaus in die Welt.

Einen bergab liegenden Methusalem schmückten wir im Duft von Harzen und Kräutern feierlich mit Kiefernzapfen, Federn von Wildgänsen, einer Kastanie und der Feder einer Krähe. Kleine Gesprächsrunden und lautmalerische Bewegungsstudien folgten – und die Natur war immer mit dabei.

Die Sommersonnwende schenkte uns auf besondere Art und Weise Begegnungen mit der Natur. Sie trägt, wie der kürzeste Tag, die Wintersonnwende, einen kostbaren Schlüssel in sich. Denn tags darauf beginnt das Umblättern der Jahreszeiten. An diesem Schlüsseltag haben wir gesehen und wurden gesehen.

Barbara Kastura und Michael Schels

Kraft tanken auf dem Ipf. Foto: Michael Schels

Kleine Gesprächsrunde und lautmalerische Bewegungsstudien – die Natur war immer mit dabei.  Foto: Michael Schels